Für Patienten

Inhaltsverzeichnis
    Buchcover
    Ratgeber Krampfadern, Beinschwellung und Thrombose bei Springer.com kaufen

    Allgemeine Infos zu Krampfadern

    Seit dem Ende der 80-er Jahre hat sich die Behandlung der Krampfadern regelrecht überschlagen. Das klassische Verfahren – das Ziehen (Stripping) der Venen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von dem Arzt Babcock entwickelt wurde, wurde schonender durch Teilstripping und örtliche Betäubungen. Aber auch ganz neue Verfahren zum Entfernen oder Ausschalten der Krampfadern wurden entwickelt, wie die endovasalen Hitzeverfahren (LASER, Radiowelle), das schallgesteuerte Veröden mit Schaum.

    Als erstes der neuen Verfahren – und als einziges mit einem komplett anderen Ansatz – wurde in den 80-er Jahren von dem französischen Arzt Claude Franceschi eine Behandlungsmethode entwickelt, die er CHIVA nannte. „CHIVA“ ist die Abkürzung für die originale französische Bezeichnung der Methode und heißt auf deutsch sinngemäß „ambulante, venenerhaltende, Blutfluss korrigierende Behandlung von Krampfadern“.

    Bei ihr bleiben die Stammvenen im Bein vollständig erhalten (Organerhalt) und stehen zudem dem Kreislauf weiterhin zur Verfügung (Funktionserhalt). Diese tatsächlich revolutionäre Neuerung wird hier im Einzelnen beschrieben. Zum besseren Verständnis ist eine allgemeine Erläuterung des Krampfaderleidens vorangestellt.

    Die Venen des Beines

    Abbildung 1 (1 = Tiefe Bein­vene, 2 = Vor­dere Sam­mel­vene, Vena saphena magna, 3 = Hin­tere Sam­mel­vene, Vena saphena parva, 4 = Ver­bin­dungs­vene, Per­fo­r­ans­vene)

    In Abbildung 1 wird das Venensystem am stehenden Menschen schematisch dargestellt. Die Pfeile zeigen die Flussrichtung des Blutes in den Venen eines gesunden stehenden Menschen. Venen leiten verbrauchtes Blut zum Herzen zurück. Am Bein finden wir das tiefe und das oberflächliche Venensystem. Das tiefe Venensystem (1) liegt in der Muskulatur. Diese Venen sind bei der gefährlichen Thrombose befallen, die zur Lungenembolie führen kann. Krampfadern der tiefen Venen gibt es nicht.

    Das oberflächliche Venensystem liegt außerhalb der Muskulatur, d.h. mehr zur Hautoberfläche hin, im Unterhautfettgewebe. Das Blut der oberflächlichen Venen fließt in zwei Sammelgefäßen zusammen, eines verläuft vom Innenknöchel zur Leiste (es heißt Vena saphena magna) und das zweite vom Außenknöchel in die Kniekehle (es wird Vena saphena parva (3) genannt). Aus diesen Venen, und auch aus ihren Seitenästen, fließt das Blut an vielen Stellen über Verbindungsvenen, so genannte Perforansvenen (4) in die tiefen Venen ab.

    Nur die Venen des oberflächlichen Systems können sich zu Krampfadern verändern. Hier spielen sich die oberflächlichen Venenthrombosen, früher Venenentzündungen oder Phlebitis genannt, ab.

    Um den Blutfluss in herzwärtige Richtung zu leiten und den fußwärtigen Rückfluss zu verhindern, sind alle größeren Venen des Beines, oberflächliche wie tiefe, mit Klappen ausgestattet, die als Rückschlagventile wirken.

    Die tiefen Venen unterliegen einem sehr wirksamen Pumpenmechanismus:
    Bei jeder Bewegung werden die Venen durch die umliegenden Muskeln ausgepresst. Die Muskeln arbeiten dabei wie eine Rollenpumpe, die einen Schlauch von unten nach oben leer presst. Bei Erschlaffung der Muskeln fließt das Blut aus den oberflächlichen Venen in das tiefe Venensystem über die Verbindungsvenen nach.

    Das Krampfaderleiden

    Für diese Erkrankung gibt es viele äußere Erscheinungsformen. Bei einigen Patienten liegt eindeutig eine Erweiterung der Venen vor, die Venen sind von außen sichtbar und treten aus der Beinoberfläche hervor. Auch so genannte Besenreiser können ein Zeichen dafür sein, dass die oberflächlichen Venen krank sind, obwohl sie nicht hervortreten. Darüber hinaus gibt es Patienten, bei denen von außen keine Krampfadern sichtbar sind, deren oberflächliche Venen trotzdem krank sind. Wenn am Bein Krampfadern vorliegen, kann man mittels Ultraschall an den betroffenen oberflächlichen Venen zwei Veränderungen feststellen: 

    Die Venen sind mehr oder weniger erweitert und die Venenklappen haben ihre Funktion als Rückschlagventile verloren. Deshalb fließt das Blut hier rückwärts. 

    Abbildung 2

    Abbildung 2 veranschaulicht die Situation, die sich ergibt, wenn die Venenklappe in der Leiste defekt ist. Das Blut fließt in den tiefen Venen herzwärts. An der Leiste angelangt, fließt ein Teil weiter aufwärts zum Herzen, ein anderer Anteil des Blutes aber fließt rückwärts wieder in das Bein und über die Verbindungsvenen zurück in die tiefen Beinvenen.

    Es entsteht ein überflüssiger Kreislauf: Eine erhebliche Blutmenge fließt in den Krampfadern rückwärts, also fußwärts. Es muss dann erneut über andere Venen nach oben befördert werden, nur um dann wieder in den Krampfadern nach unten zu fließen. Dieser „Luxuskreislauf“ ist aber nicht nur überflüssig, sondern auch schädlich. Das verbrauchte, sauerstoffarme und schlackenreiche Blut überlastet das Venensystem. Es tritt Flüssigkeit in das Gewebe aus, die Ernährung des Gewebes ist behindert.

    Das führt zu den typischen Beschwerden, nämlich Schwellung, Schwere und Spannungsgefühl in den Beinen. Gewebeschäden zeigen sich durch bräunliche Verfärbung der Haut, später auch durch Geschwüre, d. h. „offene Stellen“. Diese Geschwüre können Ausgangspunkt für gefährliche Entzündungen sein. Die tiefen Beinvenen erleiden im Laufe der Zeit einen Dehnungsschaden, es bildet sich eine so genannte chronisch venöse Insuffizienz mit Leitveneninsuffizienz aus.

    Abbildung 3

    Abbildung 3 zeigt das Flussschema für eine schwerere Form von Krampfadern. In beide oberflächlichen Sammelvenen fließt das Blut aus der tiefen Beinveneüber deren Mündung zurück, füllt sich ein sichtbarer Seitenast. Es liegen hier also mehrere krankhafte Kreisläufe vor, die ineinander verschachtelt sind und so eine komplizierte Situation ergeben. Zu beachten ist, dass die Verbindungsvenen das Blut wieder den tiefen Beinvenen zuführt. Da sie diese wichtige Aufgabe erfüllt, darf sie bei einer Behandlung auf keinen Fall beschädigt werden. Die blauen geschlängelten Pfeile stellen die vielen gesunden Seitenäste dar, die in die Krampfader münden, und deren Blutüber die Krampfadern abläuft.

    Häufig werden von den Medizinern Fachausdrücke verwendet, die dem Laien nicht verständlich sind. Varizen sind die Krampfadern, Varikosis ist die Krampfadererkrankung. Primäre Varikosis bedeutet, dass die Ursache für die Krampfaderbildung in den befallenen Gefäßen selbst liegt. Welches diese Ursache letztlich ist, lässt sich bis heute wissenschaftlich nicht beantworten. 

    Wir kennen lediglich Faktoren, welche die Krampfaderbildung begünstigen. Diese sind:

    • Krampfadern bei Blutsverwandten
    • Stehende Tätigkeit
    • Mangelnde körperliche Bewegung
    • Schwangerschaft
    • und andere mehr

    „Sekundär“ werden Krampfadern genannt, wenn sie Folge einer anderen Erkrankung sind. So kann nach einer abgelaufenen Thrombose (Gerinnselbildung) in den tiefen Venen des Beines der verbleibende Schaden die Bildung von Krampfadern an den oberflächlichen Venen verursachen.

    Erweiterungen von kleinen Hautvenen, sog. „Besenreiservenen“, können auftreten, ohne dass Krampfadern vorliegen. Sie sind dann ein kosmetisches und kein gesundheitliches Problem. Ihre Behandlung wird nur unter diesem Gesichtspunkt erwogen.

    Müssen Krampfadern behandelt werden?

    Krampfadern entwickeln sich über viele Jahre. In der ersten Zeit sind meist keine Beschwerden vorhanden und das Gewebe leidet noch nicht. In den Folgejahren können aber oben beschriebene Hautveränderungen bis hin zu „offenen Beinen“ entstehen. Die tiefen beinvenen erleiden im Laufe der Zeit einen Dehnungsschaden; es bildet sich eine so genannte chronisch venöse Insuffizienz mit Leitveneninsuffizienz aus.

    Deshalb sollten Krampfadern immer behandelt werden. Da Krampfadern aber nur ganz selten eine gesundheitliche Notsituation darstellen, kann über die Art der Behandlung meistens in Ruhe entschieden werden.

    Der Zeitpunkt der Behandlung muss zusammen mit dem Arzt Ihres Vertrauens gefunden werden. Auf jeden Fall sollte behandelt werden, wenn sich bereits Hautveränderungen an den Knöcheln eingestellt haben oder die Beine regelmäßig wegen der Krampfadern geschwollen sind. Ebenso sollte die Krampfader nach Auftreten von Venenentzündungen zum Vermeiden einer tiefen Beinvenenthrombose behandelt werden. 

    Behandlungsmöglichkeiten für Patienten

    Für diese Erkrankung existieren mehrere Therapieformen, die je nach Schweregrad anzusetzen sind. Welche im einzelnen angewandt wird, entscheidet der Patient nach vorheriger Aufklärung durch den Arzt. Folgende Behandlungsmöglichkeiten für Krampfadern und deren Folgen gibt es: 

    • manuelle Lymphdrainage
    • Kompressionsbehandlung
    • Verödung
    • herkömmliche operative Behandlung mit Entfernung (Stripping)
    • Verschließen der Stammvenen durch Hitze (Endo-Laser und VNUS Closure)
    • operative Behandlung ohne Entfernung der Krampfadern (CHIVA) 

    Eine genauere Beschreibung der einzelnen Behandlungsformen finden Sie im folgenden Buch:

    Manuelle Lymphdrainage

    Die manuelle Lymphdrainage ist eine Spezialmassage. Die Lymphgefäße werden zum Abtransport der Wassereinlagerungen angeregt. Diese Behandlung ist angenehm und bringt deutliche Erleichterung, wenn Stauungsbeschwerden, Schweregefühl und Spannung in den Beinen bestehen. Wird sie konsequent eingesetzt, kann sie mitwirken, langfristige Gewebeschäden zu vermeiden. Die manuelle Lymphdrainage wird nur von Fachkräften durchgeführt. Sie eignet sich für folgende Situationen:

    zusammen mit der Kompression als endgültige Behandlung, wenn eine Operation oder Verödung nicht erwünscht ist oder diese sich aus medizinischen Gründen verbietet
    als Vor- und Nachbehandlung von Operationen, wenn Schwellungen vorliegen.
    Es gibt einige Situationen. in denen eine manuelle Lymphdrainage nicht durchgeführt werden darf: Entzündungen an den Beinen, schwere Herzerkrankungen, schwere Nierenerkrankungen, frische Thrombose der tiefen Venen.

    Kompressionsbehandlung

    Die Kompression, d. h. die Anwendung von äußerem Druck, ist eine wichtige Zusatzbehandlung des Krampfaderleidens. Sie kann mit Binden durchgeführt werden. Das Anlegen der Kompressionsbinden erfordert jedoch Spezialkenntnisse und muss häufig wiederholt werden, da die Binden verrutschen. Praktischer ist ein medizinischer Kompressionsstrumpf. Nachdem das Bein ausgemessen wurde, wird der beste Strumpf für Sie gewählt – Konfektionsstrümpfe sitzen, sofern sie auf Ihre Maße passen, besser als Maßanfertigungen. Ein schlecht sitzender Strumpf kann Schaden anrichten. Kompressionsstrumpf und –binden bewirken durch ihren äußeren Druck, dass nur wenig Blut in die Krampfadern eintreten kann und sich keine Flüssigkeit im Gewebe ansammelt.

    Die Kompression eignet sich als endgültige Behandlungsmethode, manchmal zusammen mit der manuellen Lymphdrainage, wenn der Patient keine Operation oder Verödung wünscht oder diese sich aus medizinischen Gründen verbietet. Darüber hinaus ist die Kompression Bestandteil der Vor- und Nachbehandlung von Operationen und Verödungen. Bei der Wahl der Kompression als alleinige Therapieform muss diese konsequent durchgeführt werden, vor allem auch in der warmen Jahreszeit. Es gibt einige Situationen, in denen keine Kompression angewandt werden darf: Arterielle Durchblutungsstörungen im Bein, bestimmte akute Entzündungen.

    Verödung

    Bei der Verödung wird in die Krampfadern ein Medikament eingespritzt, das eine Entzündung hervorruft und dadurch die Krampfader verschließt. Die Methode erfordert fast immer mehrere Behandlungssitzungen. Die Schaumverödung ermöglicht auch das Verschließen von kräftigeren Krampfadern oder – unter Schallkontrolle angewendet – die Behandlung der Stammvenen. Erfolgreich verödete Krampfadern sind dauerhaft verschlossen und stehen für den Blutfluss nicht mehr zur Verfügung. 

    Operative Entfernung der Krampfadern (Stripping)

    Die operative Entfernung von Krampfadern ist auch unter den Namen „Babcock Operation“ und „Stripping“ bekannt. Sie wird meistens in Voll- oder Rückenmarksnarkose durchgeführt. Die erkrankten Venen werden entfernt, was eine Schädigung der Weichteile mit sich führt. Seitenäste, die vorher ihr Venenblut in die Krampfadern transportierten, belasten nun gesunde kleinere Seitenäste. Das kann erneute Krampfaderbildung zur Folge haben. Die Entfernung der Krampfadern ist immer noch die am häufigsten angewandte operative Behandlungsmethode in Deutschland.

    Verschließen der Stammvene durch Hitze (Endo-LASER und Radiowelle)

    Die Entwicklung von Sonden, die unter Schallkontrolle in die Stammvenen eingeführt werden und diese von innen mit Hitze verschließen, ermöglicht es, die Venen zu verschließen, ohne sie zu entfernen. Dazu kann man das LASER-Licht oder die Radiowelle als Hitze Quelle verwenden. Der Vorteil dieser Verfahren ist, dass sie unter örtlicher Betäubung recht schmerzfrei ausgeführt werden können und in der Regel der Abfluss der Venen in der Leiste (Venenstern) oder der Kniekehle nicht beeinträchtigt werden, wie bei der Krossektomie zum Stripping. Dennoch wird der komplette Abfluss über die Stammvene unmöglich, wie beim Stripping.

    Operative Behandlung ohne Entfernung (CHIVA)

    Seit mehreren Jahren gibt es eine Operationsmethode, bei der die Venen im Bein belassen werden. Sie stehen deshalb nach dem Eingriff dem Blutrückfluss zur Verfügung. Es handelt sich um die Behandlungsmethode CHIVA. Sie wurde vor über zehn Jahren in Frankreich entwickelt und ist dort, sowie in anderen EU-Staaten zu einer Routine-Methode geworden. Die Ärzte, die die CHIVA-Methode korrekt anwenden, sind von der Überlegenheit oder zumindest Gleichwertigkeit dieser Behandlung gegenüber den herkömmlichen Verfahren überzeugt, weil nach langjährigen Beobachtungen die Behandlungsergebnisse ebenso gut wie die nach Stripping und die Komplikationen seltener sind und Komplikationen seltener sind. 

    Deshalb kann man bei vorliegenden Krampfadern immer die CHIVA-Methode als Therapiealternative empfehlen. Sie eignet sich für alle Formen von Krampfadern. Bei extrem dicken Krampfadern kommt ihr Vorteil besonders deutlich zur Geltung. Die Methode CHIVA wird im Folgenden in allen Einzelheiten erklärt.

    Die CHIVA-Methode

    Die Behandlung umfasst eine spezielle Ultraschalluntersuchung, einen chirurgischen Eingriff und als Nachbehandlung das Tragen eines Kompressionsstrumpfes für eine kurze Zeit sowie eine Nachuntersuchung nach 6 – 8 Wochen, bei der gelegentlich ein Ergänzungseingriff oder eine Verödung von Seitenästen nötig ist.

    Überblick

    • Erhalt der Abflusswege des Blutes aus dem Bein
    • Die Venen bleiben als möglicher späterer Bypass erhalten
    • Duplex-Ultraschall der Venen als Voruntersuchung – keine Röntgen-Kontrastmittel-Darstellung mehr erforderlich
    • Örtliche Betäubung in der Regel möglich (Ausnahme: Übergewicht, Vor-OP, Wunsch des Patienten oder Chirurgen)
    • Unwesentliche postoperative Schmerzen
    • Rückbildung der Venen über Wochen unter Kompression
    • Deutlich geringeres Operationsrisiko im Vergleich zum Stripping
    • Geringste Verletzung der Weichteile
    • Der Eingriff kann fast immer ambulant durchgeführt werden (stationär nach Voroperationen, bei Übergewicht sowie Risikosituationen)
    • Postoperative Bettruhe ist nicht erforderlich
    • Keine oder nur kurze Arbeitsunfähigkeit

    Das Prinzip

    Das Prinzip der Operation im Rahmen der CHIVA-Behandlung beruht darauf, dass die Krampfadern sich zurückbilden, wenn der falsche, die Venen überlastende Blutfluss ausgeschaltet wird. Die überschüssige Menge an Blut, die die Krampfadern füllt und die ehemals dünnen Venen erst zu Krampfadern gemacht hat, kann nach der Behandlung nicht mehr diese falschen Wege nehmen. Dieses Ziel erreicht man, indem die Krampfadern nach feststehenden Grundsätzen an bestimmten Stellen durchtrennt werden. Danach kann das Blut nicht mehr rückwärts in die Krampfadern eintreten, kann also nicht mehr den falschen Weg nehmen, die Venen nicht mehr überfüllen. Das Blut wird gezwungen, wieder den „richtigen“ Weg zum Herzen zu nehmen.

    Das Blut aus den vielen gesunden Seitenästen kann dagegen in den vorhandenen Venen abfließen.
    Die geschlängelten Venen werden meist wieder so dünn, wie sie früher einmal waren, als das zusätzliche Blut sie noch nicht gedehnt hatte. Das Blut muss sich nach dem Eingriff keine neuen Wege suchen, der krankhafte Rückfluss ist jedoch ausgeschaltet.

    Um zu zeigen, wie CHIVA im einzelnen durchgeführt wird, veranschaulichen wir das Prinzip an 2 Beispielen: 

    Abbildung 4

    Abbildung 4 zeigt das Vorgehen bei einer einfachen Situation, wie sie in Abbildung 2 dargestellt ist. Die Mündung der Stammvene (Vena saphena magna) in die tiefe Vene wird zugebunden, damit hier kein Blut mehr rückwärts eintreten kann. Dabei dürfen die gesunden Seitenäste nicht mit unterbunden werden. Die Unterbindungsstelle ist mit einem „grünen Strich“ gekennzeichnet. Das Blut aus den gesunden Seitenästen kann weiterhin in die oberflächliche Sammelvene ablaufen und über die nächsten Verbindungsvenen in die tiefen Beinvenen gelangen. Dort wird es aufwärts befördert. In der Leistengegend kann das Blut nicht mehr in die oberflächliche Vene eintreten und fließt ausschließlich zum Herzen weiter, wie bei jedem Venengesunden, es muss sich keinen neuen Weg suchen, sondern wird gezwungen, den„richtigen“ Weg zu nehmen.

    Es wurde somit also erreicht, dass das Blut nur einmal durch jede Vene fließen kann, es entsteht eine Einbahnstraße. Das Blut fließt nicht mehr rückwärts in die oberflächliche Vene, sie bildet sich im Lauf von ein paar Wochen wieder auf ihren ursprünglichen Durchmesser zurück.

    In komplexeren Situationen sind mehrere Unterbindungen notwendig,
    um die zum Teil ineinander greifenden Kreisläufe zu unterbrechen.

    Abbildung 5

    In Abbildung 5 wird gezeigt, wie das Vorgehen bei der in Abbildung 3 dargestellten Situation ist.

    Abbildung 6

    In Abbildung 6 verdeutlichen wir den Unterschied zwischen CHIVA und Stripping, der die Situation nach dem „Stripping“ zeigt.
    Bei dieser Operation werden die erkrankten Venen entfernt. 

    Danach müssen sich die gesunden Seitenäste, die in Abbildung 5 blau dargestellt waren, neue Abflusswege suchen, da ihr natürlicher Abfluss nicht mehr möglich ist. Hierbei entstehen oft neue Krampfadern.

    Im Detail wird eine Unterbindung wie folgt ausgeführt: 

    Abbildung 7

    In Abbildung 7 sind die Venen in der Leistengegend dargestellt: das Gefäß links im Bild entspricht der tiefen Beinvene. In sie mündet die Vena saphena magna, die vordere oberflächliche Sammelvene. Die Klappe ist hier in der Leiste defekt und deswegen kann das Blut aus der tiefen Vene in die oberflächliche Vene zurücklaufen.

    Unmittelbar im Bereich der Leiste münden mehrere Venen in das oberflächliche Gefäß. Sie bilden den so genannten Venenstern. Bei der Krampfaderentfernung werden diese Venen mit unterbunden. Diesen Venen kommt bei CHIVA eine wichtige Aufgabe zu. Daher müssen sie möglichst erhalten werden.

    Abbildung 8

    Abbildung 8 zeigt, wie die oberflächliche Vene an ihrer Mündung mit einem Faden umfahren und ein Knoten zugezogen wird (1). Anschließend wird die Vene erneut umfahren, um einen zweiten Knoten zu setzen, der etwas von dem ersten entfernt, aber trotzdem zwischen der tiefen Vene und dem Abgang der Seitenäste liegt (2).

    Das Blut aus den Seitenästen läuft nun in die oberflächliche Vene und vermeidet, dass sich in ihr Blutgerinnsel bilden können, weil durch die Vene – auch in ihrem oberen Anteil – weiterhin Blut fließt.

    Studien zur Operationsmethode

    Seit 2006 liegt die erste 10-Jahres-Nachuntersuchung aus der Universität Ferrara, Italien, vor. Diese belegt, dass das Verfahren im ersten Ergebnis mit dem Stripping, dem Entfernen der Venen, gleichwertig ist, wobei weniger Schmerzmedikamente und kürzere Arbeitsunfähigkeitszeiten bei den CHIVA-Patienten anfielen. Interessant wird es bei der Nachuntersuchung nach 10 Jahren: 38% der Patienten nach Stripping und nur 19% der Patienten nach CHIVA hatten neue Krampfadern. Der nötige Ergänzungseingriff war bei Stripping ungleich aufwändiger als bei den mit CHIVA voroperierten Patienten. Insgesamt wurde also bewiesen, dass bei gleichen Ergebnissen CHIVAweniger Nebenwirkungen und weniger Folgeeingriffe verursacht als das Entfernen oder Verschließen der Venen.

    Ablauf der Behandlung

    Die Ultraschalluntersuchung

    Vor dem Eingriff wird eine ausführliche Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Dabei wird festgestellt, ob die tiefen Venen durchgängig sind, und entschieden, an welchen Stellen die Krampfadern unterbunden werden müssen. Diese Stellen werden mit einem Farbstift auf der Haut angezeichnet. Es ist üblich, die Ultraschalluntersuchung direkt vor dem Eingriff zu machen, damit die angezeichneten Markierungen bei der Operation noch erkennbar sind. Manchmal wird bei der Untersuchung festgelegt, dass es günstiger ist, in 2 Sitzungen vorzugehen, um insgesamt weniger Schritte zu benötigen. Diese Situation wird mit dem Patienten besprochen.

    Die Narkose

    Die Operation der CHIVA-Behandlung kann in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Ausnahmen hierzu sind: Übergewicht, vorangegangener Eingriff an der selben Stelle, Operation der Kniebeuge und Wunsch des Patienten. Das örtliche Betäubungsmittel wird an den Stellen unter die Haut gespritzt, wo bei der Voruntersuchung die Anzeichnungen gemacht wurden. 

    Einige Chirurgen ziehen für den Eingriff eine Kurznarkose vor, da dann der Schnitt kleiner ausfällt und die OP Dauer kürzer ist, was wiederum Wundkomplikationen vorbeugt. Sprechen Sie dies vor Ort ab.

    Heute können schonendere Techniken alternativ zum Schnitt an der Leiste eingesetzt werden. Dabei handelt es sich z.B. um die Unterbrechung der V. saphena mit LASER oder Radiofrequenz.

    Die Operation

    Nach Beendigung der Ultraschalluntersuchung steht fest, wo Unterbindungen gemacht werden müssen. Die Schnitte an Seitenästen entlang des Beines sind meist so klein, dass man eher von Stichen reden kann. Sie werden mit dem Skalpell gesetzt, die Krampfadern daraus hervorgezogen, unterbunden, durchtrennt und wieder versenkt. Es ist keine Hautnaht erforderlich, die Wundränder werden mit einem Klammerpflaster gehalten.
    Manchmal können die Krampfadern nicht durch einen Stich hervorgezogen werden, dann bedarf es eines kleinen Schnittes, der genäht werden muss.

    Der Zugang bei der Operation in der Leiste und in der Kniekehle erfolgt über etwas größere Schnitte, wenn dort Unterbindungen angezeigt sind. Diese Schnitte werden genäht.

    Bei sehr ausgeprägten Seitenästen, in denen bereits Venenentzündungen abgelaufen sind, kann man auch eine Entfernung des Seitenastes erwägen oder diese nach dem Eingriff veröden, sollten sie nicht komplett verschwinden. Die oberflächlichen Sammelvenen bleiben davon unberührt.

    Nachbehandlung

    Noch auf dem Behandlungstisch wird ein Kompressionsstrumpf angelegt. Der Patient steht dann auf und soll gleich laufen. So wird einer Venenentzündung am besten vorgebeugt. Selten benötigt der Patient nach dieser Operation ein Schmerzmittel. Dadurch, dass die Wunden sehr klein sind, können die Patienten in der Regel am nächsten Tag wieder ihren normalen Beschäftigungen nachgehen. Lediglich Leistungssport, längeres Verharren in Hockstellung und schweres Heben sollte in der ersten Woche vermieden werden.

    Je nach Ausprägung der Krampfader und Art des Eingriffes empfehlen wir zur Vorbeugung von Venenentzündungen nach dem Eingriff Heparin zur Blutverdünnung („Bauchspritzen“). Der Kompressionsstrumpf wird 6 Wochen getragen. Nach 8 bis 12 Wochen erfolgt eine Nachuntersuchung, bei der festgestellt wird, ob die Behandlung abgeschlossen ist oder ein Ergänzungseingriff, bzw. eine Verödung notwendig ist.

    Ergebnisse

    Wenn die Krampfadern Beschwerden verursachen, kann man das Ergebnis der Behandlung am selben Tag spüren, da Stauungsbeschwerden sofort nachlassen. Das kosmetische Ergebnis stellt sich verzögert ein, die komplette Rückbildung der sichtbaren Venen kann bis zu 6 Monaten dauern, in 20% der Fälle jedoch wird später eine Verödung oder Operation an den Seitenästen nötig.
    Besenreiser und braunen Stellen können auch ganz verschwinden, das benötigt jedoch oft bis zu 6 Monate Zeit.

    Sollten die Krampfadern durch eine tiefe Beinvenenthrombose verursacht sein, oder sollten zu einem früheren Zeitpunkt bereits Venen entfernt worden sein, kann man durch CHIVA auf jeden Fall den Zustand deutlich verbessern. Sollte nach der Behandlung noch eine Vene sichtbar sein, kann man diese ohne Aufwand mit einer kleinen örtlichen Betäubung oder Verödung nachbehandeln.

    Auch nachdem die Stammvenen schon früher durch Stripping oder Verschluss behandelt wurden, kann der schonende Ansatz von CHIVA zum Tragen kommen – in dem man nur die Stellen behandelt, an denen sich neu ein krankhafter Rückfluss eingestellt hat.

    Gefahren, Komplikationen und Nachteile

    Die CHIVA-Methode birgt keine zusätzlichen Gefahren und ist insgesamt sehr viel harmloser als das Ziehen der Venen. Das haben Studien erwiesen. Da nach dem Eingriff keine Bettruhe erforderlich ist, kann man bei vielen Patienten auf Bauchspritzen zum Vorbeugen von tiefen Beinvenenthrombosen und Lungenembolie verzichten. Die CHIVA-Methode stellt hohe Ansprüche an den behandelnden Arzt.

    Das Erlernen der Schalluntersuchung und vor allem der Kriterien, nach denen die Unterbindungen eingezeichnet werden, erfordert oft eine lange Zeit. Ständig werden die Ergebnisse der CHIVA-Methode in Europa verglichen und die Methode weiter verfeinert. Daher ist es wichtig, wenn der Arzt sich aus- und ständig weiterbildet. Auf der Web-Seite www.chiva.info, sowie auf Anfrage bei der Deutschen Gesellschaft für CHIVA finden Sie die ständig aktualisierte Liste der von der Deutschen Gesellschaft für CHIVA geprüften Ärzte.

    Informationsmaterial

    Hier können Sie unsere Patientenaufklärung zur CHIVA-Operation sowie Vor- und Nachsorge als PDF herunterladen:

    Wichtiger Hinweis: Von Ihrem behandelnden Arzt erhalten Sie in jedem Fall eine individuelle Patientenaufklärung in persönlicher Konsultation.